Offener Brief eines Bayreuther Doktoranden |
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Montag, 21. Februar 2011 von heikoheftich „Sehr geehrter Herr Guttenberg. im laufenden Semester habe ich an der Universität Bayreuth als Lehrbeauftragter im Fach Geographie die Übung „Studien- und Arbeitstechniken“ durchgeführt. Darin sollen den Studierenden Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt werden, wozu die Literaturrecherche, das wissenschaftliche Schreiben sowie das wissenschaftliche Präsentieren gehören. Beim Thema Zitieren von Quellen weise ich in dieser Übung regelmäßig und nachdrücklich auf das Problem des Plagiats hin. Ich spreche dabei von Betrug und von der Möglichkeit, exmatrikuliert zu werden, sollte sich jemand dieses Vergehens schuldig gemacht haben. Ich bin nun entsetzt, dass mir ausgerechnet ein prominenter Bayreuther Promovierender und damit Kollege (ich promoviere selbst am Geographischen Institut in Bayreuth) in den Rücken zu fallen scheint, indem seine Dissertation zahlreiche Passagen aufweist, die offenbar mit den Texten anderer Autoren übereinstimmen. Sollten diese Vorwürfe zutreffen, worüber aufgrund der öffentlich zugänglichen und damit für jeden nachvollziehbaren Textstellen kein Zweifel zu bestehen scheint, gilt natürlich auch für Sie der Tatbestand des Betrugs, mit dem Sie sich Ihren Doktortitel angeeignet haben. Ihre eidesstattliche Erklärung wäre eine Lüge, sollten Sie die Arbeit nicht vollständig selbst verfasst oder Quellen verwendet haben, die Sie nicht angeben. Dass Sie in Ihrer Presseerklärung diesbezüglich von „Fehlern“ sprechen, ist eine Verhöhnung des wissenschaftlichen Betriebes, so wie Sie alle Doktoranden verhöhnen, wenn Sie so tun, als sei Ihre Dissertation entgegen aller anderen durch „mühevollste Kleinarbeit“ entstanden und habe daher quasi ein Recht auf Unredlichkeit. Fehler können jedem Doktoranden unterlaufen und tun es auch. Aber Textstellen fremder Autoren ohne Zitat wortwörtlich zu übernehmen, ist nichts anderes als eine bewusste Täuschung! Dass Sie dies in Ihrer Erklärung abstreiten, verdeutlicht nur Ihre Unehrlichkeit. Im Übrigen geht es hier nicht um Personen, die persönlich durch Ihre Textübernahmen beleidigt sind, sondern um das wissenschaftliche System, das Sie missachten. Ich bin der Auffassung, dass eine Person, die sich des Betruges an einer staatlichen Einrichtung schuldig gemacht hat und dadurch an einen akademischen Titel gelangt ist und die zusätzlich auch vor der Öffentlichkeit gelogen hat, unmöglich in einem öffentlichen Amt verweilen kann. Herr Guttenberg, deshalb möchte ich Sie hiermit zum Rücktritt von Ihren politischen Ämtern auffordern! Sie beschädigen das Amt des Verteidigungsministers ebenso wie Ihr Mandat als Bundestagsabgeordneter und schaden Ihrer Heimatregion, wie Sie im Übrigen auch dem Ruf der Universität Bayreuth bereits geschadet haben! Seien Sie wenigstens jetzt ein Vorbild und hören Sie auf, die Wissenschaft weiter lächerlich zu machen! Denn wie soll ich jemals wieder den Studierenden die Ernsthaftigkeit des Plagiatsvorwurfs und die drohenden Konsequenzen verdeutlichen, wenn das prominenteste Beispiel einfach weiter macht wie bisher? phileng.de, 20. Februar 2011″ Brief gefunden bei phileng.de und nach Anfrage an den Verfasser und seiner Zustimmung bei heikoheftich.de komplett übernommen… Kategorie: Allgemein, Link, Politisches | Kommentare deaktiviert für Offener Brief eines Bayreuther Doktoranden |
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